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6. Altenbericht der Bundesregierung - Zu wenig Psychotherapie für ältere Menschen
Es besteht eine große Kluft zwischen dem Bedarf und der tatsächlichen Versorgung älterer Menschen mit Psychotherapie in Deutschland. Das stellt der 6. Altenbericht fest, den die Bundesregierung im November entgegengenommen hat. Als Ursache dafür werden die vorherrschenden Altersbilder gesehen, die auf längst überholten Vorstellungen vom Alter beruhen. Auf der Grundlage dieser Altersbilder wurden in der Forschung natürliche Alternsprozesse und krankheitsbedingte Entwicklungen vermischt, was zu falschen Krankheitskonzepten führte. Beispielsweise würden Depressionen und Demenz häufig fälschlicherweise als selbstverständliche Begleiterscheinungen des Alters gesehen. In der Folge seien psychotherapeutische Ansätze verhindert worden, so dass bis heute eine fachgerechte Versorgung für ältere Menschen mit psychischen Problemen nicht gewährleistet ist.
Gleichzeitig kommt die Studie zu dem alarmierenden Ergebnis, dass Ältere stattdessen zu viele Medikamente verschrieben bekommen. Der Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung, Dipl.-Psych. Dieter Best sagt dazu: „Es ist längst bewiesen, dass Psychotherapie auch im Alter wirksam und lohnenswert ist. Psychische Krankheiten sind genauso ernst zu nehmen wie körperliche Krankheiten und sollten von unserer Gesellschaft genauso akzeptiert werden, damit auch ältere Menschen fachgerecht versorgt werden können. Wenn die Patienten stattdessen nur mit Psychopharmaka nach Hause geschickt werden, erhalten sie zwar teure Leistungen – aber die falschen!“
Die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung begrüßt das eindeutige Statement des 6. Altenberichts und appelliert an die Politik, bei der anstehenden Reform der Bedarfsplanung den aktuellen Erkenntnissen über die Fehlversorgung psychisch kranker älterer Menschen und dem steigenden Bedarf an Psychotherapie Rechnung zu tragen.