Notfall und Trauma – Psychotherapie in akuten Krisensituationen
„Pandemie, Flutkatastrophe, Klimawandel, Ukraine-Krieg – Krisen und Katastrophen begleiten unser Leben. Für die psychotherapeutische Betreuung in solchen Krisen brauchen wir Konzepte und Strukturen“, sagte Gebhard Hentschel, Bundesvorsitzender der DPtV anlässlich der Eröffnung des Online-Symposiums „Notfall und Trauma – Psychotherapie in akuten Krisensituationen“. „Die Unterstützung durch Psychotherapeut*innen darf nicht allein auf ehrenamtlichem Engagement fußen, sondern muss ein flächendeckender und fester Bestandteil der Katastrophenhilfe in Deutschland werden.“ Online und in Präsenz nahmen über 1200 Teilnehmer*innen teil.
Vorträge zur Erstversorgung
Konzepte und Anforderungen an eine „Psychosoziale Erstversorgung nach traumatischen Ereignissen“ stellte Prof. Dr. Christoph Kröger vor, Lehrstuhlinhaber für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Hildesheim. Die Norwegerin Renate Grønvold Bugge, Psychotherapeutin und Spezialistin in klinischer Psychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie, bot in ihrem Vortrag einen eindrucksvollen Einblick in die Versorgung von Überlebenden und Angehörigen nach dem Utøya-Massaker. Über die Ahr-Flutkatastrophe 2021 und die Hilfe vor Ort berichteten die Gründerinnen des Netzwerks „Soforthilfe Psyche“ Daniela Lempertz (Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin) und Susanne Leutner (Psychologische Psychotherapeutin).
Gruppenpsychotherapie „ein nicht gehobener Schatz“
Die Podiumsdiskussion „Schnelle Hilfen in Krisen fördern und ermöglichen“ unter Moderation von Sabine Rieser war prominent besetzt – mit MdB Dirk Heidenblut (Mitglied im Gesundheitsausschuss, SPD), MdB Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Stv. Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Bündnis90/Die Grünen), Prof. Dr. Christoph Kröger, Sabine Maur (Kammerpräsidentin und Vorsitzende der DPtV-Landesgruppe Rheinland-Pfalz) und Gebhard Hentschel, der eine bessere Verbindung zwischen Katastrophenhilfe und Gesundheitsversorgung anmahnte. „Immer noch müssen wir in den Innenministerien darum bitten, anzuerkennen, dass es psychische Traumafolgen gibt“, kritisierte Kirsten Kappert-Gonther. Ihr Kollege Dirk Heidenblut ergänzte: „Wir brauchen keine Gesetzesänderungen, sondern eine bessere Vernetzung.“ Sabine Maur forderte niedrigschwellige Gruppenformate, um schnell helfen zu können. Gesundheitspolitikern Kappert-Gonther stimmte ihr zu: „Die Gruppenpsychotherapie ist ein überhaupt noch nicht gehobener Schatz.“