Staffel 6

Kriege, Konflikte und Katastrophen als Themen der Psychotherapie

Persönliche Krisen stehen im Mittelpunkt vieler Psychotherapien. Dass wir alle zur selben Zeit von erheblichen Erschütterungen getroffen werden, ist für unsere Generation eine neue Erfahrung. Seit 2020 breiten sich Krisen aus, deren Folgen uns noch länger beschäftigen werden: die Pandemie, Naturkatastrophen in Folge des Klimawandels, ein Krieg in Europa. In dieser Staffel erzählen Psychotherapeut*innen vom Umgang mit mehrfach Traumatisierten, von wirksamen Kriseninterventionen und zupackenden Initiativen nach einer Katastrophe. Ihre Erfahrungsberichte stellen eine bisher wenig beachtete Eigenschaft von Psychotherapeut*innen heraus: Mut.

Von der Flut im nahen Ahrtal hörte Daniela Lempertz zuerst in den Abendnachrichten. Dann erreichte die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin der Anruf einer Kollegin, die dringend um Unterstützung bat. Ohne zu zögern packte die EMDR-erfahrene Verhaltenstherapeutin das Nötigste zusammen und baute in den folgenden Tagen gemeinsam mit Kolleg*innen ein Netzwerk auf: die Soforthilfe Psyche. In dieser Folge erzählt Daniela Lempertz, wie das gelang und was sie im Ahrtal erlebt hat.

Netzwerk „Soforthilfe-Psyche“: www.sofortaktiv.de

Die Verbesserung der Versorgung gewaltbetroffener Frauen und Kinder ist das Ziel von S.I.G.N.A.L. e. V., dem Träger der Fachstelle Traumanetz Berlin. Mit am Runden Tisch sitzt Lea Gutz, Vizepräsidentin der Psychotherapeutenkammer. Die Verhaltenstherapeutin weiß, dass man in der Therapie manchmal ganz genau hinhören muss, um mitzubekommen, ob in einer Beziehung Gewalt im Spiel ist. Wobei die Wahrscheinlichkeit hoch ist. In dieser Folge geht es um die Scham und den Kontrollverlust, den von Gewalt betroffene Frauen erleben - und das ist jede dritte - aber auch um ihre Stärke.

Traumanetz Berlin: www.signal-intervention.de/traumanetz-berlin
"Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen" aus Psychotherapie Aktuell 1.2022: t1p.de/dqf6l

Psychotherapie setzt auf das Gespräch, auf Sprache. Doch vielen fällt es schwer, eine psychische Krise in Worte zu fassen. Um hierbei zu helfen, startete die Masterpsychologin und angehende Psychotherapeutin Hatice Budak einen Instagram-Account: @HybridPsychologist, mit inzwischen 20.000 Followern. In dieser Folge erklärt sie, wie wichtig die, auch kultursensible, Wortwahl ist, gerade bei der Betrachtung von Krisen.

Wer aus Kriegsgebieten nach Deutschland flieht, hat nicht selten mehrfache Traumatisierungen erfahren - durch staatliche oder parastaatliche Gewalt und auf der Flucht. Im Berliner Zentrum Überleben bietet Hannah Krunke psychotherapeutische Hilfe bei schweren Störungen der psychischen Gesundheit. Die Psychologische Psychotherapeutin bereitet sich auf besondere Weise auf die Sitzungen vor und hat gelernt, mit Situationen umzugehen, die nicht im Lehrbuch stehen.

Zentrum Überleben: https://www.ueberleben.org/
Sprachmittlung in Psychotherapie: https://t1p.de/133r3

In Ostafrika hat Verhaltenstherapeut Anselm Crombach an Forschungsprojekten zur Entstehung von Gewalt teilgenommen und mit Kindersoldaten und anderen traumatisierten Gewalttätern an ihrer Rehabilitation gearbeitet. Der Professor für klinische Psychologie im Kindes- und Jugendalter an der Universität des Saarlandes spricht in dieser Folge über seine Forschung in Kriegsgebieten, den Einsatz von Narrativer Expositionstherapie und die Wirkung biografischer Erzählungen über die Therapie hinaus.

Veröffentlichung zum Forschungsprojekt in Frontiers of Psychology: t1p.de/87qz4
Das Institut für Narrative Expositionstherapie: www.net-institute.org

 

Es ist immer noch ein Tabuthema, über das nur wenige zu sprechen wagen: Dass auch Psychotherapeutinnen mit psychischen Krankheiten zu tun haben, die sie ihrerseits erst überwinden müssen. Auch mithilfe von Psychotherapie. Anke Glaßmeyer hat das geschafft - und in dieser Folge erzählt sie, wie ihr das gelungen ist. Außerdem beschreibt die niedergelassene Verhaltenstherapeutin, wie Selbstfürsorge aussehen kann. 

@diepsychotherapeutin auf Instagram