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BARMER GEK zieht falsche Schlussfolgerungen aus dem Morbiditätsatlas - Versorgungssituation psychisch Kranker
Die Behauptung der BARMER GEK, die hohe Anzahl von diagnostizierten Depressionen in bestimmten Regionen sei auf die in diesen Regionen höhere Psychotherapeutendichte zurückzuführen, ist irreführend und darf im Interesse der Patienten nicht unwidersprochen bleiben. „Hier wird unterstellt, dass Psychotherapeuten im Sinne angebotsinduzierter Nachfrage Depressionen erzeugen. Dies ist absurd und verkennt die tatsächliche, immer noch unzureichende Versorgungssituation psychisch kranker Patienten“, äußerte besorgt der Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) Dipl.-Psych. Dieter Best heute in Berlin.
Dass die Häufigkeit der Depressionsdiagnosen auf die Anzahl der vorhandenen Psychotherapeuten zurückzuführen sei, ist unzutreffend. Depressionsdiagnosen werden am häufigsten von Hausärzten gestellt; die Anzahl der Diagnosen, die von Psychotherapeuten gestellt werden, fällt demgegenüber nicht ins Gewicht.
Der gestern von der BARMER GEK vorgestellte Morbiditätsatlas dokumentiert besonders häufige Depressionserkrankungen in den Stadtstaaten und in Bayern sowie besonders niedrige Zahlen in den östlichen Bundesländern. Diesen Feststellungen der BARMER GEK liegt ein methodisches Missverständnis zugrunde, denn die tatsächliche Morbidität ist nicht mit der Anzahl der diagnostizierten Erkrankungen gleichzusetzen.
Belegt ist durch den Bundesgesundheitssurvey, dass Menschen in strukturschwachen ländlichen Gebieten nicht wesentlich seltener psychisch erkranken als in den Großstädten. Auch internationale Untersuchungen liefern keinen Hinweis auf Prävalenzunterschiede psychischer Erkrankungen nach regionaler Verdichtung. Jedoch sind die Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz in ländlichen Gebieten wesentlich länger als im Bundesdurchschnitt, wie die Wartezeitenstudie der BPtK kürzlich nachwies. Auch die Versorgungsstudie der DPtV wies eine bessere Versorgungslage mit zunehmender Siedlungsdichte nach. Zudem liegt bekanntermaßen gerade in strukturschwachen Gebieten Ostdeutschlands auch eine hausärztliche Unterversorgung vor. Die im Morbiditätsatlas für die östlichen Bundesländer festgestellte vorgeblich geringere Morbiditätslast ist daher nur als ein Ausdruck einer hausärztlichen und psychotherapeutischen Unterversorgung anzusehen.
Die Zunahme psychischer Erkrankungen wird regelmäßig durch vielfältige Studien und Analysen verschiedener Krankenkassen dargestellt. „Die BARMER GEK bagatellisiert dieses Problem, ignoriert die Krankheitslast der betroffenen Patienten und macht Stimmung gegen die Psychotherapeuten. Gerade angesichts der Tatsache, dass das anstehende Versorgungsstrukturgesetz in seiner jetzigen Form keine Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgungssituation für die Patienten bedeutet, sind diese Fehleinschätzungen der BARMER GEK besonders besorgniserregend“, resümiert Best.