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  • Veröffentlichungsdatum 14.02.2011
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Die Schwierigkeiten, einen Therapieplatz zu finden – Unter- und Fehlversorgung im Bereich der ambulanten Psychotherapie

Pressemitteilung 02/2011

Die Unterversorgung mit ambulanter Psychotherapie wird jetzt durch eine Studie bestätigt, die der Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg (Prof. Jürgen Wasem) in Zusammenarbeit mit der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) erstellt hat. Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz betragen durchschnittlich 2,5 Monate, in manchen Gebieten sind sie deutlich länger. Nur knapp fünf Prozent der Psychotherapeuten können sofort einen Therapieplatz anbieten. Außerdem gibt es deutliche Versorgungsunterschiede zwischen verschiedenen Patientengruppen.
 
Umfassende Zahlen zur tatsächlichen psychotherapeutischen Versorgung der Bevölkerung lagen bisher nicht vor. Das war der Anlass für die DPtV, diese Studie in Angriff zu nehmen.
 
Die Versorgungssituation mit ambulanter Psychotherapie in weniger dicht besiedelten Regionen ist unzureichender als in Großstädten, stellt Prof. Jürgen Wasem in der Studie fest. Im Vergleich der Studienergebnisse mit epidemiologischen Daten ergibt sich außerdem, dass Männer, alte Menschen und Menschen aus niedrigeren sozialen Schichten unterdurchschnittlich an der Versorgung mit ambulanter Psychotherapie partizipieren. Ausgehend von diesen Ergebnissen empfiehlt sich eine Evaluation von vorliegenden Hemmschwellen und Maßnahmen zu ihrer Überwindung, unterstreicht Wasem.
 
Die Studie ergab, dass nur 52 Prozent der Patienten ihren Psychotherapeuten direkt durch Zuweisung aus dem medizinischen System fanden. Unzufriedenheiten hinsichtlich der Kooperation mit niedergelassenen Ärzten wurden besonders bei der Zusammenarbeit mit Haus- und Kinderärzten im Bereich der Medikation von den an der Studie teilnehmenden Therapeuten berichtet. 24,2 Prozent der befragten Psychotherapeuten zeigten sich damit unzufrieden. Eine verbesserte Fortbildung der Ärzte könnte helfen, sowohl die Kooperation zu verbessern als auch den Zugang für bisher unterdurchschnittliche versorgte Patientengruppen zur Psychotherapie zu erleichtern.
 
„Zusammengefasst kann man im Bereich der Psychotherapie von Unterversorgung und Fehlversorgung sprechen“, unterstrich Dipl.-Psych. Dieter Best, Bundesvorsitzender der DPtV jetzt in Berlin bei der Vorstellung der Studie. Man werde deshalb zeitnah Vorschläge zur Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung in das Gesetzgebungsverfahren einbringen.
 
Besonders dringlich müssten geregelt werden:
 

  • Veränderung der Bedarfsplanung mit Anhebung der Verhältniszahlen benachteiligter, strukturschwacher und ländlicher Regionen
  • Patienten sollten zukünftig auch von Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten in     Krisensituationen direkt in ein Krankenhaus eingewiesen werden können, statt wie bisher nur von einen Arzt.
  • Die Krankschreibung aus psychischen Gründen sollte ermöglicht werden. Bisher dürfen das nur Ärzte, auch wenn sie die psychische Krankheit des Patienten nicht näher kennen. Zu lange Krankschreibungen sollten vermieden werden, sie können zur Chronifizierung psychischer Krankheiten beitragen.
  • Für die Behandlung chronisch psychisch kranker Patienten wie z.B. Patienten mit chronischer Depression oder mit Psychosen werden langfristig anwendbare Behandlungsmethoden benötigt, wenn eine vollständige Heilung nicht zu erwarten ist. Da psychische Krankheiten oft zu spät erkannt und behandelt werden, sollten Maßnahmen der Früherkennung, z.B. bei Kindern, ebenfalls zu den Aufgaben der Psychotherapeuten gehören.