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Mangelnde Sachkenntnis und arrogante Positionierung des SpiFa
Berlin, 17.08.2015. Die vom Online-Medium „Ärztlicher Nachrichtendienst“ (änd) zitierte Meinung des SpiFa-Vorsitzenden Dr. Dirk Heinrich (Spitzenverband der Fachärzte) zur geplanten Novellierung des Psychotherapeutengesetzes zeugt von Überheblichkeit und mangelnder Sachkenntnis. Es ist ihm offensichtlich nicht bekannt, dass approbierte Psychotherapeuten seit 16 Jahren gleichberechtigt neben den Ärzten die Gesundheitsversorgung sicherstellen.
Die in der Koalitionsvereinbarung der Bundesregierung vorgesehene Reform des Psychotherapeutengesetzes ändert an dieser grundlegenden Tatsache nichts, sondern dient lediglich der Lösung verschiedener formaler Probleme bei der jetzigen Psychotherapeuten-Ausbildung. So ist es z. B. für die derzeitigen Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) ein unerträglicher Zustand, dass sie ihr einjähriges psychiatrisches Jahr ohne gesicherte arbeits- und tarifrechtliche Bedingungen absolvieren müssen. Auch die Tatsache, dass nach den derzeitigen Bedingungen die Ausbildung zum Psychotherapeuten erst nach einem abgeschlossenen Studium der Psychologie beginnen kann, ist ein Anachronismus.
Aus diesem Grund hat sich der Deutsche Psychotherapeutentag nach jahrelangen öffentlich geführten Diskussionen mit breiter Mehrheit für ein Direktstudium, d.h. Studium der Psychotherapie und anschließende psycho-therapeutische Weiterbildung ausgesprochen. „Diese Struktur entspricht genau der Ausbildungsstruktur der Ärzte. Wenn Heinrich nun so tut, als ob das etwas völlig Neues oder Unqualifiziertes sei, ist es nichts anderes als Stimmungsmache. Das liegt allerdings auf der Linie dieses Verbandes, der sich bereits mehrfach mit unqualifizierten Äußerungen zu den Psychotherapeuten hervorgetan hat“, sagt Dipl.-Psych. Barbara Lubisch, Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung in einer ersten Reaktion.
„Ist Heinrich zudem entgangen, dass der SpiFa-Ehrenvorsitzende Dr. Andreas Köhler während seiner Zeit als KBV-Vorstandsvorsitzender schon im Oktober 2013 ein Psychotherapiestudium mit anschließender Weiterbildung für die Psychotherapeuten befürwortete?“, merkt Lubisch an. „Auch die KBV-Vertreterversammlung hatte sich in ihrem Positionspapier zur Gesundheitsreform vom März 2014 offen für die Direktausbildung gezeigt. Es kann also keine Rede davon sein, dass dieses Thema in der Ärzteschaft nicht bekannt oder nicht diskutiert worden sei.“
Eine drohende „Abdrängung der Ärzteschaft in den ausschließlich technischen Sektor“ (Heinrich) kann Barbara Lubisch im Übrigen nicht erkennen. Wie bisher werden Psychologische Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie ärztliche Psychotherapeuten und Psychiater gemeinsam an der Versorgung psychisch kranker Menschen zusammenarbeiten und sich auch nicht durch Spaltungsversuche des SpiFa darin stören lassen.
Heinrich hatte mit dramatischen Worten in dem Artikel des aend.de behauptet, es entstünde ein völlig neuer Gesundheitsberuf. „Dennoch sind die bisherigen Vorbereitungen ohne Information der Öffentlichkeit und ohne Beteiligung der Ärzteschaft erfolgt“, heißt es dort und das ist schlicht sachlich falsch.