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  • Veröffentlichungsdatum 17.09.2019
  • Ort Berlin
  • Art Pressemitteilung

Nicht nach Leitlinie: Nur 25 Minuten Psychotherapie pro Woche

DPtV fordert Verankerung von Psychotherapeut*innen in Psychiatrien

„Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) muss die Personalmindestvorgaben so gestalten, dass Patient*innen in der Psychiatrie nach Leitlinie behandelt werden können. Unzureichende Ausstattung mit qualifiziertem Personal führt zu Einbußen in der Qualität der Behandlung und zu Stress bei Mitarbeiter*innen“, sagt Barbara Lubisch, Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV). Der G-BA entscheidet am 19. September 2019 über neue Personalvorgaben für Psychiatrische und Psychosomatische Kliniken. „Die veraltete Richtlinie von 1991 muss reformiert werden. Psychotherapeut*innen müssen darin endlich berücksichtigt werden!“

Psychiatrie-Zwangsmaßnahmen vermeidbar

„Drei Viertel der Psychiatrie-Beschäftigten können sich ihren Job nicht bis zur Rente vorstellen, wenn es bei der bisherigen Personalausstattung bleibt. Mehr als 60 Prozent sind der Ansicht, dass etwa die Hälfte der Zwangsmaßnahmen gegenüber Patient*innen mit mehr Personal vermeidbar wären“, hebt Psychotherapeutin Lubisch Ergebnisse einer Umfrage hervor, welche die Gewerkschaft „ver.di“ unter 2.329 Psychiatrie-Angestellten aus 168 Krankenhäusern durchführte.

Forderung nach Psychotherapie gemäß Leitlinien

„Verschiedene Leitlinien attestieren Psychotherapie einen hohen Stellenwert in der Therapie von psychischen Erkrankungen“, betont Lubisch. Dennoch sei in vielen psychiatrischen Kliniken laut „ver.di“-Studie Psychotherapie häufig nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Teilweise würden nur 25 Minuten Einzelpsychotherapie pro Woche durchgeführt. Die Personalvorgaben seien nicht ausreichend, so dass oft nicht-approbierte Psychotherapeut*innen in Ausbildung (PiA) die Therapien übernähmen. „Psychotherapeut*innen und PiA, die in den Kliniken nach 1999 neu hinzugekommen sind, müssen endlich regulär in den Personalvorgaben abgebildet werden“, fordert Lubisch.

639 Euro, oft kein Vertrag

Besonders prekär sieht die Situation der PiA aus, die oft nicht mal einen Vertrag haben. Eine Umfrage der Bundestagsabgeordneten Maria Klein-Schmeink sieht die Vergütung der PiA im Schnitt bei nur 639 Euro. „So kann man mit akademisch gut ausgebildeten, motivierten Mitarbeiter*innen nicht umgehen“, fordert Lubisch. „PiA gleichen die Unterversorgung aus. Es ist wichtig, dass die jungen Kolleg*innen mit der bevorstehenden Psychotherapeuten-Ausbildungsreform reguläre Arbeitsverhältnisse eingehen können und in die Psychiatrie-Personalausstattung einbezogen werden.“