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  • Veröffentlichungsdatum 03.11.2015
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Online-Angebote sind kein Therapieersatz

Pressemitteilung 16/2015

Berlin, 03.11.2015. Die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) begrüßt die klare Aussage des Vorstandsvorsitzenden der DAK Prof. Herbert Rebscher, dass Online-Programme nur als ergänzende, niemals als therapieersetzende Maßnahmen bei Psychotherapien eingesetzt werden können. Die Krankenkasse hatte kürzlich ihren Psychoreport 2015 vorgestellt, in dem u.a. auch eine Studie zur Wirksamkeit des webbasierten Selbsthilfe-Programms Deprexis vorgestellt wurde. Die Ergebnisse bestätigen den Ansatz der Studie mit Deprexis, die von der DPtV seit 2014 durchgeführt wird. Erste Erfahrungsberichte teilnehmender Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zeigen, dass das Hilfsmittel die ambulante psychotherapeutische Behandlung unterstützen kann, wenn sein Einsatz durch Psychotherapeuten begleitet wird.

Dipl.-Psych. Barbara Lubisch, Bundesvorsitzende der DPtV, betonte, dass Versuche, die herkömmlichen Therapiesettings mit dem persönlichen Kontakt von Patient/in und Therapeut/in durch internetbasierte Verfahren zu ersetzen, sowohl therapeutisch als auch ethisch nicht zu rechtfertigen seien. Versuche seitens der Krankenkassen, damit Gelder einzusparen, gingen zu Lasten der Versicherten. „Persönliche Erstgespräche, Diagnostik und eine Face-to-Face-Behandlung können durch Online-Programme begleitet, aber nicht ersetzt werden“, betont Dipl.-Psych. Kerstin Sude, die die Studie innerhalb des Verbands betreut. Vielmehr müsse der schnellere und einfachere Zugang zur ambulanten Psychotherapie für alle Betroffenen deutlich verbessert und beschleunigt werden.

Angesichts der von der DAK erneut hervorgehobenen Steigerung der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen müssen die im  GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) vorgesehene Erleichterung beim Jobsharing und die strukturellen Änderungen der Psychotherapie-Richtlinie, wie z.B. die Möglichkeit der differenzierten diagnostischen Abklärung oder die Versorgung in psychischen Krisensituationen, dringend umgesetzt werden.

„Die Krankenkassen sind gefordert, die gesetzlichen Neuerungen endlich in die Versorgung zu bringen und dafür die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung zu stellen“, sagte Lubisch. In der Psychotherapie, wie auch in den heute meist verdichteten Arbeitssituationen, so betonte Sude, bedürfe es zudem des akzeptierten „Offline-Seins“, d.h. ausreichend Zeit, um psychische Genesung zu ermöglichen.