„Wir dürfen Kinder und Jugendliche mit psychischen Belastungen nicht allein lassen. Präventionsangebote und Behandlungskapazitäten müssen endlich ausgebaut werden“, fordert Dr. Enno Maaß, Stv. Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV). „Es gibt zwar einzelne, befristete Präventionsprojekte – Ziel muss es aber sein, allen Kindern und Jugendlichen Angebote zu machen – etwa durch niedrigschwellige, psychotherapeutisch geleitete Gruppenprogramme.“ Der Gesetzentwurf zum Aufbau eines Bundesinstitutes für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) müsse die psychischen Erkrankungen viel stärker berücksichtigen. „Auch die längst überfällige Überarbeitung der Bedarfsplanung für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen muss nun endlich angegangen und eine eigene Bedarfsplanungsgruppe eingerichtet werden“, fordert Maaß. „Die psychischen Folgen der Corona-Pandemie sind in den Familien weiterhin deutlich spürbar, wir müssen hier mehr tun.“

Lokale Projekte bundesweit ausrollen!

„Dringend notwendig und krisenerprobt sind Präventionsangebote wie das bayerische Projekt ,Krisenfest‘. Hier lernen Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren in niedrigschwelligen, psychotherapeutischen Gruppenangeboten das ,Handwerkszeug‘, damit behandlungsbedürftige psychische Erkrankungen möglichst gar nicht erst entstehen“, sagt Dr. Josepha Katzmann, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin aus dem DPtV-Bundesvorstand. Das Projekt sei allerdings auf wenige Monate befristet. Die Förderung eines vergleichbaren Angebots in Nordrhein-Westfalen sei trotz hoher Nachfrage bereits ausgelaufen und beendet. „Diese Projekte sind gut, aber zeitlich und lokal begrenzt. Sie müssen endlich bundesweit und dauerhaft ausgerollt werden. Die Prävention von psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter muss langfristig geplant werden.“

Koalitionsvertrag umsetzen: eigene Bedarfsplanungsgruppe einrichten

„Neben Angeboten zur Prävention ist ein Ausbau der psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche unerlässlich – insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen“, sagt Dr. Josepha Katzmann. „Wir erinnern deshalb an die Ankündigung aus dem Koalitionsvertrag, die Bedarfsplanung der psychotherapeutischen Behandlungskapazitäten von Kindern und Jugendlichen zeitnah zu überarbeiten. Es ist Zeit für eine unabhängige Bedarfsplanungsgruppe der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, um wohnortnahe Behandlungsmöglichkeiten für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche gezielt und angemessen auszubauen.“