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  • Veröffentlichungsdatum 06.09.2019
  • Ort Berlin
  • Art Pressemitteilung

Psychotherapeut*innen fordern Verbot von Alkohol-Werbung

DPtV warnt vor Folgeschäden durch Alkohol-Konsum von Schwangeren

Das „Schlückchen in Ehren“, der „Absacker“, der „Schlummertrunk“ – Alkohol wird gerne verharmlost. Doch während einer Schwangerschaft kann das Zellgift schwere Folgen haben. Auf die Gefahren weist der „Tag des alkoholgeschädigten Kindes“ am 9. September 2019 hin. „Alkohol-Konsum in der Schwangerschaft oder Stillzeit gefährdet die Gesundheit des Kindes“, warnt Barbara Lubisch, Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) und fordert ein Verbot von Werbung für alkoholische Getränke.

Betroffene oft lebenslang hilfsbedürftig

In Europa trinken zwischen 14,4 und 30 Prozent der Schwangeren wiederholt Alkohol. In der Gebärmutter kann das Gift das zentrale Nervensystem des Kindes schädigen. Im schlimmsten Fall kommt es zu körperlichen Fehlbildungen, geistiger Behinderung und psychischen Erkrankungen. Diese Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD) ist eine der häufigsten Erkrankungen Neugeborener und kommt in verschiedenen Ausprägungen vor. Oft sind FASD-Betroffene lebenslang auf fremde Hilfe angewiesen.

67 Prozent leiden als Erwachsene unter Depressionen

„Als Psychotherapeut*innen haben wir auch schon vor der Geburt mit dem Problem zu tun“, erklärt Barbara Lubisch. „Wird eine Patientin schwanger, müssen wir nachdrücklich den Alkohol-Konsum und die Gefahren für das Kind thematisieren.“ Schon früh zeigen Säuglinge mit FASD Bindungsstörungen oder Fütterstörungen. Als Kind leiden sie häufig unter Entwicklungsstörungen, Depressionen oder zeigen Aufmerksamkeitsprobleme (ADHS). „Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen arbeiten dann mit den Kindern, fördern und unterstützen sie“, erläutert die Bundesvorsitzende. „Oft belastet die Situation jedoch die ganze Familie, so dass auch diese psychotherapeutische und psychosoziale Hilfe benötigt.“ Einer kanadischen Studie zufolge leiden 88,4 Prozent der FASD-Patient*innen als Erwachsene unter Angststörungen und 67,4 Prozent unter Depressionen.

Alkohol-Werbung verharmlost die Gefahren

„Prävention ist hier der Schlüssel, um diese Folgeschäden für das Kind frühzeitig zu vermeiden“, betont Barbara Lubisch. „Alkoholsucht muss lange vor einer Schwangerschaft behandelt werden. Bestehende Präventionsstrategien sollten dringend mit psychotherapeutischer Expertise ausgebaut werden.“ Die wichtigste Präventionsmaßnahme aber wäre ein Verbot der Werbung für alkoholhaltige Getränke: „Die Werbung ist überall und verharmlost die Gefahren der Getränke.“