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  • Veröffentlichungsdatum 19.06.2017
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Wir als Gesellschaft sind gefordert

Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen - Pressemitteilung 10a/2017

Berlin, 19.06.2017. „Wir als Familienmitglieder, Nachbarn, als Gesellschaft sind alle in der Pflicht, uns für den Schutz von Kindern und Jugendlichen einzusetzen, Mut zu beweisen und vor allem, sexuellen Missbrauch anzuzeigen“, forderte Dipl.-Psych. Barbara Lubisch, Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) nach der Vorlage des Zwischenberichts der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen sei ein häufiges Thema in der Psychotherapie, betonte Lubisch. Viele Betroffene seien oft lebenslang von den Gewalterlebnissen im engsten Umfeld belastet und geprägt. Sexuelle Gewalt und Missbrauch finden laut Studienlage häufiger in der Familie, Schule oder in Betreuungseinrichtungen statt, dies dürfe nicht tabuisiert werden. Barbara Lubisch begrüßt deshalb ausdrücklich die Arbeit der Kommission und fordert die Laufzeitverlängerung der Kommission.

„Wir wissen, dass der Missbrauch in Familien oft bekannt ist, jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht benannt wird. .Das „geschlossene“ System Familie und interne Spaltungsmechanismen wie auch biografisch geprägte Gewaltstrukturen verhindern die Offenlegung des Missbrauchs. Auch Mütter oder Familienangehörige können ihre Kinder oft nicht ausreichend schützen. Wir müssen eine andere Kultur des Hinsehens und Handelns entwickeln“, unterstrich Lubisch. An Schulen und in anderen Betreuungseinrichtungen könne Prävention helfen, Missbrauch zu verhindern. „Wir müssen die Täterinnen und Täter identifizieren und die Kinder und Jugendlichen schützen“.

 „Die Betroffenen benötigen einen geschützten Raum, in dem sie ihre Ängste und Nöte bearbeiten können, um wieder „normal“ leben zu können. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können wirksam mit den Opfern von Missbrauch und Gewalt arbeiten und sie auf ihrem Weg unterstützen. Unser Dilemma sind jedoch die fehlenden Kapazitäten, die in vielen Regionen Deutschlands zu geringe Anzahl von Vertragspsychotherapeuten. Die 1.000 Menschen, die sich bei der Kommission gemeldet haben, sind ein Bruchteil der Betroffenen. Wir müssen endlich eine ausreichende Anzahl an Therapieplätzen schaffen, um eine bedarfsgerechte Versorgung von psychisch leidenden Menschen zu erreichen und Prävention zu ermöglichen. Daher wiederholen wir eindringlich unsere Forderung nach einer realistischen, lebensnahen Bedarfsplanung“, verdeutlichte Lubisch.

Das DPtV-Symposium ‚Psychotherapie in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen’, das am Donnerstag, 22. Juni 2017, dieser Woche in Berlin stattfindet, beschäftigt sich u.a. mit den Auswirkungen auf Kinder psychisch kranker Eltern und deren Folgen.