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  • Veröffentlichungsdatum 19.04.2012
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Wochenbettdepression - Schnelles Erkennen und frühzeitige Therapie hilft Schlimmes zu verhindern ...

Pressemitteillung 05/12

Zehn bis 15 Prozent der jungen Mütter entwickeln nach der Geburt eine Wochenbettdepression (Postpartale Depression). Wirksam dagegen vorgegangen werden kann mit einer Psychotherapie und ggf. medikamentöser Begleitung. „Dies Krankheitsbild wird oft unterschätzt, kann aber zu dramatischen Folgen bei den Frauen, Kindern und Familien führen“, sagte Dipl.-Psych. Best, Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) heute in Berlin. „Geholfen werden kann den Frauen, wenn die Krankheit schnell erkannt und behandelt wird“. Nach wie vor sei es aber oft schwierig, zügig einen Therapieplatz bei einem Kassenpsychotherapeuten zu erhalten. Grund ist die verfehlte Bedarfsplanung, die in vielen Gebieten Deutschlands keine weiteren Zulassungen ermöglicht. Best wies darauf hin, dass es den Ausweg über die sog. Kostenerstattungsverfahren gibt. Dazu muss bei der Krankenkasse ein Antrag gestellt werden, dem zugestimmt werden muss, wenn nicht zeitnah ein Therapeut mit Kassenzulassung erreicht werden kann.
 
Beatrix Nitze, eine Mutter, die diesen Weg ging, schilderte bei der Pressekonferenz in Berlin, welches Leid und wie viel Angst ihr die postpartale Depression verursacht hat. Sie fühlte sich nach der Geburt außerstande, ihr Kind anzunehmen oder wahrzunehmen. Ihre Vorstellungen gingen bis hin zum Gedanken an Suizid. „Es war schrecklich“, betonte sie und berichtete, dass erst die schnelle Hilfe durch eine approbierte, aber nicht als Kassenpsychotherapeutin zugelassene Dipl.-Psychologin ihr den Weg aus der Depression ermöglichte. Heute hat sie die Krankheit überstanden und kann ihr Kind annehmen. Ihr Anliegen ist es, dass besser über dieses Krankheitsbild informiert wird und die jungen Mütter wissen, dass die auftretenden Schuld- und Angstgefühle Teil des Krankheitsgeschehens ist.
 
Der Frankfurter Gynäkologe Dr. med. Thomas Bicker arbeitet in seiner Praxis auch psychotherapeutisch mit betroffenen Frauen. Er legte dar, mit welch unterschiedlichen Gesichtern die Wochenbettdepression auftritt. „Das Gesamtbild der postpartalen Depression wird heute von einem sog. Bio-psycho-sozialen Modell heraus erklärt, was allerdings auch bedeutet, dass meist eine oder wenige spezifische Ursachen nicht zu identifizieren sind.“ Das schnelle Erkennen und eine zielgerichtete Therapie helfe, schlimme Folgen zu verhindern.
 
Die Psychotherapeutin Dipl.-Psych. Eva Martin verdeutlichte, dass eine postpartale Depression auch noch lange nach der Geburt auftreten kann. „Da die Postpartale Depression häufig erst zwischen dem dritten und sechsten Monat nach der Geburt mit stark wahrnehmbaren Symptomen auftritt und von vielen Frauen aus Scham- und Schuldgefühlen verschwiegen wird, besteht ein Problem bei der Erfassung der Erkrankung und damit die Gefahr der Chronifizierung.“
Eva Martin plädiert für vermehrte multiprofessionelle Zusammenarbeit, beispielsweise mit Hebammen, Gynäkologen und Krankenhäusern, um den Frauen rechtzeitig Hilfe zuteil werden zu lassen.