Netikette

Liebe Leser und Nutzer,

die Diskussion der letzten Tage hat uns veranlasst, über Sinn und Funktion der Mailinglisten erneut nachzudenken. Der Verband möchte auch zukünftig gerne das Forum einer nicht aktiv moderierten Mailingliste für die Mitglieder zur Verfügung stellen, um den beruflich-fachlichen und kollegialen Austausch zeitnah zu ermöglichen. Wir haben uns andere Mailinglisten angesehen und recherchiert: Es folgen einige Tipps, wie man unsere Mailingliste effizient und auch höflich zu aller Zufriedenheit benutzen kann (und sollte):

1. Vergessen Sie niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt!
Die meisten Leute denken in dem Augenblick, wo sie ihre Artikel und Mails verfassen, leider nicht daran, dass die Nachrichten nicht ausschließlich von Computern gelesen werden, sondern auch von Lebewesen, in erster Linie von Menschen, bei uns von allen Teilnehmern der Mailingliste. Je nach Distribution kann Ihre Nachricht von allen Listenteilnehmer*innen in ganz Deutschland gelesen werden. Denken Sie stets daran und lassen Sie sich nicht zu verbalen Ausbrüchen hinreißen. Bedenken Sie: Je ausfallender und unhöflicher Sie sich gebärden, desto weniger Kolleg*innen sind bereit, Ihnen zu helfen, wenn Sie einmal etwas brauchen. Eine einfache Faustregel: Schreiben Sie nie etwas, was Sie dem Adressaten nicht auch vor anderen Leuten ins Gesicht sagen würden.

2. Erst lesen, dann denken, dann nochmal lesen, dann nochmal denken - und dann erst posten!
Die Gefahr von Missverständnissen ist bei einem geschriebenen, computerisierten Medium besonders hoch. Vergewissern Sie sich mehrmals, dass der Autor des Artikels, auf den Sie antworten wollen, auch das gemeint hat, was Sie denken. Insbesondere sollten Sie darauf achten, ob nicht vielleicht Sarkasmus oder eine ähnliche Abart des Humors :-) benutzt wurde, ohne ihn mit dem Smiley-Symbol :-) zu kennzeichnen.

3. Fassen Sie sich kurz!
Niemand liest gerne Beiträge, die mehr als 50 Zeilen lang sind. Denken Sie daran, wenn Sie Ihren Beitrag verfassen. Nebenbei: Es empfiehlt sich, die Länge der eigenen Zeilen unter etwa 70 Zeichen zu halten.

4. Ihre Beiträge sprechen für Sie.
Die meisten Leute in der Mailingliste kennen und beurteilen Sie nur über das, was Sie in ihren Beiträgen/Mails schreiben. Versuchen Sie daher, Ihre Artikel leicht verständlich und möglichst ohne Rechtschreibfehler zu verfassen. Bedenken Sie, dass ihr Anliegen nicht adäquat vermittelt wird, wenn es nicht einmal den elementaren Anforderungen an Stil, Form und Niveau genügt. Bedenken Sie bitte auch: Vielleicht lesen sehr viele Kolleg*innen mit. Vorurteile bilden sich leicht.

5. Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie einen Artikel schreiben.
Einige Leute denken, es würde ausreichen, einen Artikel in zwei Minuten in den Rechner zu hacken. Besonders im Hinblick auf die vorangegangenen Punkte ist das aber kaum möglich. Sie sollten sich Zeit nehmen, um Ihre Mail so zu verfassen, dass sie auch Ihren Ansprüchen genügt.

6. Achten Sie auf die "Betreff:"-Zeile!
Wenn Sie einen Artikel verfassen, achten Sie bitte besonders auf den Inhalt der "Betreff:"-Zeile. Hier sollte in kurzen Worten der Inhalt Ihrer Mail beschrieben werden, so dass ein/eine Leser*in entscheiden kann, ob er von Interesse für ihn/sie ist oder nicht. In länger dauernden Diskussionen kann es passieren, dass das Thema, über das debattiert wird, vom ursprünglichen "Betreff" abweicht. Bitte ändern Sie die "Betreff"-Zeile entsprechend ab. Eine gute Angewohnheit ist es, wenn Sie den alten Titel zusätzlich noch angeben; bei Antworten auf solche Artikel sollte der alte Titel aber entfernt werden. Ein Beispiel: Beim Beantworten von "F" in der Liste werden Sie mit "Betreff: Re: Kohlrabi im Vorgarten" konfrontiert. Die Diskussion ist aber längst auf das Thema "Erbsen im Treibhaus" abgeschweift. Also ändern Sie wie folgt: "Betreff: Erbsen im Treibhaus (war: Re: Kohlrabi im Vorgarten)". Sollte die "Betreff:"-Zeile nun zu lang werden, so ist es sicher nicht schlecht, den alten Titel abzukürzen. Follow ups auf Ihren neuen Artikel sollten nur noch den Titel "Betreff: Re: Erbsen im Treibhaus" erhalten.

7. Denken Sie an die Leserschaft!
Überlegen Sie sich vor dem Posten einer Mail, welche Leute Sie mit Ihrer Nachricht erreichen wollen. Eine Mailingliste ist eine semi-öffentliche Plattform, Sie erreichen immer alle angemeldeten Teilnehmer! Hier hat z.B. eine Nachricht an Frau Beispiel "Guten Morgen, wie geht es Ihnen heute, leiden Sie noch an Logorrhoe.", und deren Antwort "Danke Herr Muster, mir geht's gut, aber bei Ihnen hat anscheinend bereits Logoklonie eingesetzt.", nichts aber auch gar nichts zu suchen! Solche Kommunikation gehört in den privaten Mail-Schriftverkehr.

8. Vorsicht mit Humor und Sarkasmus!
Achten Sie darauf, dass Sie Ihre sarkastisch gemeinten Bemerkungen so kennzeichnen, dass keine Missverständnisse provoziert werden. Bedenken Sie: In einem schriftlichen Medium kommt nur sehr wenig von Ihrer Mimik und Gestik rüber, die Sie bei persönlichen Gesprächen benützen würden.

9. Kürzen Sie den Text, auf den Sie sich beziehen, auf das notwendige Minimum!
Es ist eine gute Angewohnheit, Texte, auf die man sich bezieht, wörtlich zu zitieren. Wenn Sie eine Followup-Mail schreiben, wird Ihnen der gesamte Text, auf den Sie sich beziehen, von Ihrem Mail-Programm zum Bearbeiten angeboten. Der Originaltext wird dabei im Allgemeinen gekennzeichnet, um klar ersichtlich zu machen, dass es sich dabei um zitierten Text handelt. Machen Sie es sich zur Angewohnheit, nur gerade so viel Originaltext stehen zu lassen, dass dem/-r Leser*in der Zusammenhang nicht verloren geht. Das ist wesentlich leichter zu lesen und zu verstehen. Lassen Sie den Originaltext aber auch nicht ganz weg! Der Leser Ihrer Mail hat den Text, auf den Sie sich beziehen, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr exakt in Erinnerung und ohne weitere Anhaltspunkte große Mühe, den Sinn Ihrer Ausführungen zu erkennen.

10. Benutzen Sie Mailings, wo immer es geht!
Wenn Sie dem/-r Autor*in einer Mail etwas mitteilen wollen, überlegen Sie sich bitte genau, ob dafür nicht eine simple persönliche Mail ausreicht. Ein Beispiel: Spätestens dann, wenn die hitzige Diskussion schließlich in eine wüste Beschimpfungsorgie ausartet, ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Diskussion niemanden außer den Streithähnen interessiert. Generell gilt: Wenn Sie etwas mitteilen wollen, das auch viele andere Kolleg*innen interessieren könnte, benutzen Sie die Liste. Anderenfalls ist eine private Mail sicherlich ausreichend.

11. Achten Sie auf die gesetzlichen Regelungen!
Es ist völlig legal, kurze Auszüge aus urheberrechtlich geschützten Werken zu informationellen Zwecken zu posten. Was darüber hinaus geht, ist illegal. Zu den urheberrechtlich geschützten Werken gehören unter anderem Zeitungsartikel, Liedtexte, Programme, Bilder etc. Ebenfalls illegal ist es, mit Wort und/oder Bild zu Straftaten aufzurufen oder zumindest Anleitungen dafür zu liefern. Achten Sie darauf, dass Sie mit Ihrem Artikel keine Gesetze brechen und bedenken Sie, dass sich evtl. jeder strafbar macht, der solche Informationen auf dem eigenen Rechner hält und anderen zugänglich macht.

12. Benutzen Sie Ihren wirklichen Namen, kein Pseudonym!
In der Mailboxszene ist es ab und zu üblich, seine wahre Identität hinter einem Pseudonym zu verbergen. Pseudonyme ermöglichen es auch, Dinge zu sagen und zu tun, die man sich sonst nicht erlauben würde. Aufgrund der negativen Erfahrungen, die sehr viele Leute auf dem Netz mit den Trägern solcher Pseudonyme gemacht haben, und auch aus presserechtlichen Gründen sollten Sie Ihre Artikel mit Ihrem wirklichen Namen versehen. Wenn Sie nicht vorhaben, Ihren Namen preiszugeben, vergessen Sie unsere Mailingliste, oder zumindest das Schreiben von Artikeln und Mails, bitte schnell wieder.

13. Keine "human gateways" - unsere Mailingliste ist keine Müllbox!
Ebenfalls wird davon abgeraten, seine Aufgabe darin zu sehen, Artikel aus verschiedenen anderen, für jedermann zugänglichen Netzen (um Namen zu nennen: Fido, Zerberus, BTX, etc. pp.) ins Netz zu pumpen. Das gilt insbesondere dann, wenn es den Informationen am allgemein üblichen Niveau mangelt, die darin angesprochenen Tatsachen jedem durchschnittlich informierten Menschen bereits bekannt sind oder abzusehen ist, dass sich nur ein verschwindend geringer Bruchteil der Listenteilnehmer*innen dafür interessiert.

14. "Du" oder "Sie"?
Aus der Deutschsprachigkeit der "de.*"-Hierarchie erwächst die Frage, ob man andere Netzteilnehmer in Artikeln und Mails "duzen" oder "siezen" sollte. Dafür gibt es keine allgemeingültige Regel. Bei unserer Mailingliste hat sich das Siezen eingebürgert, also sollten sich alle daran halten.

15. Zusammenfassung der Dinge, die Sie bedenken sollten...

  • Vergessen Sie niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt
  • Erst lesen, dann denken, dann nochmal lesen, dann nochmal denken, und dann erst posten
  • Fasse Dich kurz!
  • Ihre Mails sprechen für Sie (oder aber gegen Sie).
  • Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie einen Text schreiben!
  • Achten Sie auf die "Betreff"-Zeile!
  • Denken Sie an die Leserschaft!
  • Vorsicht mit Humor und Sarkasmus!
  • Kürzen Sie den Text, auf den Sie sich beziehen, auf das notwendige Minimum!
  • Benutzen Sie private Mails, wenn Ihr Thema nicht von allgemeinem Interesse ist!
  • Achten Sie auf die gesetzlichen Regelungen!
  • Benutzen Sie Ihren wirklichen Namen, kein Pseudonym.
  • Kommerzielles? Im Zweifel: Nein!
  • Keine "human gateways" - die Mailingliste ist keine Müllbox.
  • "Du" oder "Sie"?

Wir weisen Sie darauf hin, dass Kollegen, die gegen diese Netikette mehrfach verstoßen, z.B. auch mit undistanziertem oder provozierendem Verhalten, in Absprache und mit Votum des Bundesvorstandes ohne weitere Abmahnung von der Listenbenutzung ausgeschlossen werden können.

Freundliche Grüße,

Carsten Frege
Geschäftsführer
Deutsche PsychotherapeutenVereinigung